Ich habe mittlerweile die VEDEN, insbesondere das Srimad Bhagavatam, mehrfach von vorne bis hinten studiert, wobei ich mit „studiert“ meine, deren Wahrheitsgehalt im praktischen Leben ebenfalls überprüft und in der Meditation („Gespräche mit Gott“) abgeglichen zu haben. Und was soll ich sagen: Das Thema „Hunde, Katzen und andere Tiere“ als Begleiter sich spirituell weiterentwickelnder Menschen wird gerade von diesen Menschen recht umstritten diskutiert. Ich erkenne hier in Bezug auf den Schöpfer (Gott) so einige Missverständnisse, Verunsicherungen oder sogar eine gewisse „spirituelle Überheblichkeit“. Daher möchte ich einmal an dieser Stelle folgende Überlegungen in den Raum stellen:
1. Vor Gott (Krishna) sind ausnahmslos alle Geschöpfe gleich ! In den VEDEN wird uns vermittelt, dass es 8.400.000 verschiedene Arten von Lebewesen gibt – nämlich welche mit zwei Beinen, mit drei, mit vier oder mehr, welche mit einem und welche ohne. Es gibt Lebewesen, die sich in zwei oder mehr Dimensionen frei bewegen können, und welche, die örtlich fest gebunden sind. Und weiterhin ist zu berücksichtigen, welchen geistig-spirituellen Entwicklungsstand (Guna) alle diese Lebewesen (aus menschlicher Sicht) aufweisen, d.h. ob sie sich selber und ihren Bezug zum Schöpfer (Gott) erkennen können und ob sie kreativ-schöpferisch ihre Umgebung umzugestalten in der Lage sind oder nicht.
2. Die VEDEN wurden uns Menschen von Vyāsadeva in der Schüler-Lehrer-Nachfolge (Parampara) heruntergereicht, um unsere eigene Stellung zum Schöpfer (Gott) und innerhalb der gesamten Schöpfung schrittweise wiederzufinden, weil uns unser Verstand bzw. unser Ego bisher weismachte, selber die Krone der Schöpfung und deshalb auch deren Beherrscher zu sein. Alle Niederlagen bei den Versuchen, die Schöpfung (Natur) allumfassend beherrschen zu können, und all das Leid, dem wir in unserem gesamten Leben nie ausweichen konnten, werden immer wieder ignoriert, so dass wir Menschen weiterhin versuchen, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen. Aber die VEDEN wurden nicht für Hunde, Katzen und andere Lebewesen als uns Menschen in die Welt getragen, und das wird wohl seine berechtigten Gründe haben.
3. Es ist eben gerade der Mensch, der von seinen unbeherrschten Sinnen und Gelüsten sowie seinem beschränkten Verstand getrieben wird, sich die Welt um sich herum so zurecht zu basteln, wie’s ihm gerade einfällt. Und je nach Ausprägung dieser Triebhaftigkeit geht er dabei mehr oder weniger rücksichtslos vor, d.h. auf Kosten oder zu Lasten Anderer (Menschen., Tiere, Pflanzen, Natur usw.). Und durch dieses Verhalten stört er auch immer wieder das natürliche Gleichgewicht um sich herum und in sich selber, so dass er zusätzlich unnötiges Leid für sein Umfeld und seine eigene Verkörperung erzeugt. In diesem Kontext also handeln die meisten Menschen von der Wiege bis zu Bahre und haben schlussendlich nichts von der Schöpfung begriffen – sie gehen einmal verängstigt und verbittert aus dieser Welt.
4. Wer Hunde, Katzen und andere Haustiere längere Zeit um sich hat, dem wird deren soziales Verhalten nicht entgangen sein – es ist, sofern der Mensch aus Unwissenheit oder Niedertracht nicht dazwischen gefummelt hat, durchweg harmonisch. Die Tiere leben genau das aus, wofür sie körperlich und geistig geschaffen sind, und sie verbiegen sich dabei nicht. Mit anderen Worten leben sie sich völlig selbst und befinden sich immer im göttlichen Dharma. Als menschliche „Niedertracht“ bezeichne ich übrigens das Halten von Tieren zum Fleischverzehr: Die Tiere leben zunächst im Vertrauen auf unseren menschlichen Schutz und werden dann doch von Menschen zu ihrem Eigennutz getötet – dieser eklantante Vertrauensbruch anderen Lebewesen gegenüber ist schon außerordentlich abartig, und man darf sich nicht wundern, wenn man von Anderen selber betrogen oder getötet wird.
5. Wenn man den Dharma-Begriff noch nicht richtig verstanden hat, so sei hier das Gleichnis der Beziehungen aller unserer individuellen Körperzellen zu unserem gesamten Organismus angeführt: Jede Zelle im jeweiligen Körpergewebe und jeder Gewebe-Verbund in einem bestimmten Organ haben eine einzigartige und zugleich besondere sowie unverzichtbare Funktion im gesamten Organismus – keine einzige Zelle, kein Gewebe, kein Organ und kein Körperteil sind unwichtig oder gar minderwertig. Blutzellen beispielsweise, die allen anderen Körperzellen mit Glykose und Sauerstoff versorgen, kommen niemals auf die „Idee“, dafür von den jeweiligen Zellen Gegenleistungen einzufordern – sie arbeiten immer bedingungslos für den gesamten Organismus. In diesem Sinne ist auch die Existenz und das Handeln aller Lebewesen – ob Mensch, Tier oder Pflanze – in der gesamten Schöpfung gleich bedeutsam, und nur der Mensch selber – einer einzigen der 8.400.000 verschiedene Arten von Lebewesen – glaubt sich darüber stellen zu können. Es ist also lediglich der Mensch, der aus der Harmonie der göttlichen Schöpfung (Dharma) herausgefallen ist.
6. Gerade die Tiere, die in enger menschlicher Nähe mehr oder weniger freiwillig leben, obgleich viele von ihnen dabei noch durch Unwissenheit oder Vorsatz geschunden werden, wie z.B. Hunde und Katzen, sind es, die uns immer wieder das göttliche Dharma zeigen und bedingungslose göttliche Liebe entgegenbringen. Es ist in meinen Augen schon recht niederträchtig, dafür diese Tiere herabzuwürdigen. Und man komme mir nicht mit deren Karma aus ihren Vorleben oder ihrem scheinbar geistig-spirituell „niederen“ Entwicklungsstand ! Es gibt in den Religionen (z.B. in der christlichen) solche Sprüche für die Menschen, wie „Seid (unschuldig) wie die Kinder“, nicht von Ungefähr, und ich ergänze „Seid demütig vor ausnahmslos jedem Lebewesen“, insbesondere gegenüber den Tieren unter den lebensfeindlichen Umständen des Kali-Yuga.
Es ist mir daher unverständlich, wenn scheinbar spirituell fortgeschrittene Menschen die VEDEN derart auslegen, dass Tiere unter ihnen und in ihren Einrichtungen (Ashrams, Tempeln usw.) nichts zu suchen haben, wohingegen gerade sie in den Augen des Schöpfers (Gott) gleichwertig sind und mit Sicherheit unter uns weilen, um uns die göttliche Liebe und das göttliche Dharma immer wieder vorzuleben. Sie leben eben anders als wir Menschen, sie können u.a. schwimmen, tauchen oder fliegen, sich durch die Erde graben oder Etwas wahrnehmen, was wir Menschen nicht können. Also – wer sind wir denn mit unseren begrenzten Veranlagungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie unserer Mißachtung des göttlichen Dharmas und der fehlenden Liebe zur gesamten Schöpfung, als dass wir uns über Andere derart erheben können ?
Ich halte es aus obigen Gründen für angebrachter, sich wieder in Demut und wirkliche Weisheit zu begeben, als seine scheinbar (!) fortgeschrittene Spiritualität öffentlich zur Schau zu tragen ! Und darüber hinaus halte ich es für sinnvoll, sofern die Lebensumstände es erlauben, sich selber mit Hunden, Katzen oder anderen Haustieren zu umgeben, denn davon haben alle Seiten wirklich einen Nutzen – Krishna wird sich darüber am meisten freuen !