Der Schöpfer von allem was ist, den wir „Gott“ und die Hindus Krishna bzw. Vishnu nennen, ist ein rein spirituelles Lebewesen mit einem rein spirituellen Körper, der daher mit unseren materiellen (biologischen) Sinnesorganen nicht wahrgenommen werden kann. Aber er ist auf transzendentalem Wege sowie anhand der Wirkungen und Ergebnisse seiner Handlungen erkennbar und wird daher als real anerkannt. Wenn nun ein Universum (von auch unendlich vielen anderen) entsteht, so erweitert sich Krishna zuvor hierfür in Vishnu (siehe auch hier). Mit anderen Worten gibt es unendlich viele Universen, die von unendlich vielen Vishnus ausgehen, aber diese alle von nur ein und demselben Krishna.
So wie wir Menschen und alle anderen Lebewesen auch, so atmet selbst Krishna ein und aus, wenngleich in weitaus größeren Zyklen (siehe auch hier). Darüber hinaus strahlt er wie alle Lebewesen Energien ins Umfeld aus, die als „marginale Energien“, Brahman oder Mahat-tattva bezeichnet werden. Von diesen marginalen bzw. abgesonderten Energien gibt es zwei Arten, nämlich die höheren spirituellen und die niedrigeren materiellen. Die spirituellen Energien kennen wir auch als „göttliche Funken“, „individuelle Seelen“, das „individuelle Selbst“ oder Jiva – Gott selbst ist die „Überseele“, das „höchste Selbst“ bzw. Paramatma.
Die marginale (abgestrahlte) niedere materielle Energie befindet sich zunächst in einem unmanifestierten (gleichgewichtigen, ungebundenen, ungeordneten und trägen) Zustand, der als Pradhana bezeichnet wird. Nimmt diese materielle Energie unter (äußerer) Erregung einmal Form an, wird sie als Prakriti bezeichnet. Diese Manifestation (Bindung, Ordnung) setzt ein, „wenn Gott einen machtvollen Blick über das Mahat-tattva schweifen lässt“ – in den VEDEN wird dieser (Erregungs-) Prozess manchmal auch als „Befruchtung“ bezeichnet.
Voraussetzung für die Manifestation (Bindung, Ordnung) des Mahat-tattva bzw. Pradhana zum Prakriti sind zwei wichtige Faktoren, ohne die solche Prozesse überhaupt nicht möglich sind, nämlich die sogenannten Erscheinungsweisen der materiellen Natur bzw. Gunas“ und weiterhin die Zeit bzw. Kala“ (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft). Gäbe es die Zeit nicht, fielen alle Prozesse auf den gleichen Zeitpunkt, den man auch als Ewigkeit betrachten kann, und absolut Nichts würde sich irgendwie neu manifestieren oder ändern …
Kommen wir nun zu den Bausteinen bzw. Grundelementen, aus denen unser Universum besteht, und der Leser wird erstaunt sein, dass es davon eine ganze Menge gibt:
„Uddhava erkundigte sich: Mein lieber Herr, o Meister des Universums, wie viele verschiedene Elemente der Schöpfung wurden von den großen Weisen aufgezählt ? Ich habe gehört, dass Du persönlich insgesamt achtundzwanzig beschrieben hast – Gott, die jīva-Seele, das mahat-tattva, das falsche Ego, die fünf groben Elemente, die zehn Sinne, den Geist, die fünf subtilen Wahrnehmungsobjekte und die drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Aber einige Autoritäten sagen, dass es sechsundzwanzig Elemente gibt, während andere fünfundzwanzig oder auch sieben, neun, sechs, vier oder elf nennen, und wie-der andere sagen, dass es siebzehn, sechzehn oder dreizehn sind. Was hatte jeder dieser Weisen im Sinn, als er die schöpferischen Elemente auf so unterschiedliche Weise berechnete ? Oh höchster Ewiger, erkläre mir das bitte.“ (Srimad Bhagavatam, 11. Canto, Verse 22.1-3)
Nicht alle vedischen Gelehrten sind sich also darüber einig, wie viele Bausteine (Grundelemente) es tatsächlich gibt. Das hat nichts damit zu tun, dass sie nicht alle diese kennen, als vielmehr damit, dass sie einige mehr und andere weniger dazu zählen. Diese verschiedenen Sichtweisen sind kein grundsätzlicher Widerspruch – zumeist jedoch wird von diesen 24 zuzüglich der Zeit bzw. Kala (damit insgesamt 25) gesprochen:
Die 4 feinstofflichen Elemente
verunreinigtes (materiell ausgerichtetes) Bewusstsein, Ego (materielles Selbstbildnis), Intelligenz, Geist
Die 5 grobstofflichen Elemente
Äther/Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde
Die 5 grobstofflichen Wahrnehmungs-Sinne
Hören (Ohren), Riechen (Nase), Sehen (Augen), Schmecken (Zunge), Tasten (Haut)
Die 5 grobstofflichen Sinnes-Objekte
Klang, Geruch, Feuer/Licht, Geschmack, Form
Die 5 grobstofflichen Handlungs-Sinne
Sprechen (Mund, Zunge), Umwandeln (Hände), Fortbewegen (Beine), Ausscheiden (Anus, Schweißdrüsen), Fortpflanzen (Sexualorgane)
Nun mag die Frage aufkommen, ob sich die o.a. feinstofflichen Elemente und Sinne sowie die grobstofflichen Sinnes- und Handlungsorgane auch in „toten“ Gegenständen wiederfinden ? Um die korrekte Antwort darauf zu finden, muss man zunächst einmal schauen, ob diese Gegenstände von sich aus zu irgendwelchen Handlungen im Sinne der o.a. drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur (Gunas) fähig sind oder ob sich im Ergebnis von Prozessen der Schluss ziehen lässt, dass diese Gegenstände tatsächlich ein eigenes Bewusstsein als Merkmal für das Vorhandensein einer eigenen Seele (Jiva) zeigen. Bei den uns bekannten Lebewesen (Menschen, Tiere und Pflanzen) ist das offensichtlich, bei Bergen und Tälern, Flüssen und Seen wäre es zu vermuten, bei den für uns unsichtbaren Lebewesen (Halbgötter, Dämonen usw.) kann man mit Sicherheit schon davon ausgehen …
Man muss aber auch nicht etwas herbei deuten, was nicht oder recht unwahrscheinlich ist, wie z.B. das Vorhandensein von feinstofflichen Elementen und Sinnen in von Menschen geschaffenen Gebrauchsgegenständen. Der Mensch ist nicht „Frankenstein“ und schon gar nicht Gott, wenngleich zahlreiche unsägliche Versuche sogenannter (materialistischer) „Wissenschaftler“ über das Erschaffen von „Klonen“ und „Künstlicher Intelligenz“ das immer wieder versuchen – der wahre Schöpfer wischt derartige Versuche regelmäßig vom Tisch. Ein logischer Schluss wäre letztlich, dass sich die o.a. feinstofflichen Bausteine in toten Gegenständen nicht manifestiert haben und lediglich als Potenz weiterhin vorhanden sind …