Aus vedischer Sichweise kann es geschlechtliche Partnerschaften nur in den zweiten und dritten Lebensständen Grahasta und Vanaprasthya geben. Und wie im Westen sicherlich nicht unbekannt, gibt es bis heute noch einige (auch andere) Kulturen, in denen die Partnerschaften von den Eltern, Verwandten sowie Geistlichen arrangiert werden, wobei man Beziehungen, die zumeist auf anfängliche Verliebtheiten zwischen den Partnern beruhen, keine sehr bedeutsame Rolle zubilligt. Für den Westen sind solche als hart erscheinenden Arrangements kaum verständlich oder akzeptabel, aber sie machen schon Sinn:
Eine Partnerschaft ist zumeist stark von einer gewissen sexuellen Anziehung beeinflusst. Die feinstoffliche sexuelle Energie wird von Heilern sehr klar in Form von elektromagnetischen Polaritäten wahrgenommen und in Heilprozessen auch mitverwendet – darauf möchte ich an dieser Stelle aber nicht weiter eingehen. Neben den bestehenden (nicht nur sexuellen) Polaritäten in ausnahmslos jedem Lebewesen wird eine Anziehung auch noch sehr von Äußerlichkeiten (körperlichen Attraktivitäten) beeinflusst. Somit erfolgt also eine Partnerwahl unter dem Einfluss von fein- und grobstofflich materiellen Energien. Doch diese sind natürlicher Weise einem ständigen Wandel unterworfen, wenn z.B. die Sexualkräfte und die Attraktivitäten unter dem Einfluss psychischer und physischer Belastungen und damit der Zeit (Kala) nachlassen. Mit anderen Worten stehen solche Partnerschaften auf tönernen Füßen und eine Langfristigkeit deren Bestandes ist völlig unsicher.
Dann gibt es auch noch Partnerschaften, die materiell sehr berechnend arrangiert sind und umgangssprachlich als „Zweck-Ehen“ bezeichnet werden. Der „Kitt“ zwischen den Partnern sind dann solche materiellen Dinge, wie die Teilhabe an gemeinsamen Vermögen oder gemeinsame Kinder. Derartige Beziehungen sind für die geistig-spirituelle Weiterentwicklung der Partner kaum förderlich, vielmehr für die weitere Verstrickung in einen anstrengen (leidvollen) Materialismus …
Nach den VEDEN sollte jeder Mensch in seiner Lebenszeit den wirklichen Sinn seines Daseins ergründen und dann auch erfüllen können, aber für diesen geistig-spirituellen Prozess bedarf es auch der geeigneten Lebensumstände, die man zuweilen auch in einer passenden Partnerschaft finden kann. Als Faustformel gilt hier, dass beide Partner unbedingt auf dem gleichen geistig-spirituellen Entwicklungsstand sein sollten, der sich u.a. im adäquaten Bildungsstand und gemeinsamen Interessen widerspiegelt. Das wird auch von vielen (gebildeteren) Menschen ganz bewusst so gemeinsam gelebt, von vielen Anderen oberflächlicher Weise aber eben nicht, so dass hierdurch eine „unerwünschte Gesellschaft“ mit hohen Scheidungsraten, Vernachlässigungen in der Kindererziehung, Abrutschen in die Verarmung und Verwahrlosung sowie Kriminalität entsteht.
Und noch ein Faktor spielt für das Arrangement einer wirklich sinnvollen Partnerschaft eine bedeutsame Rolle, nämlich männliche-weiblich energetische Aspekte oder Veranlagungen – von „modernen“ Gesellschaften geförderte Ausnahmen (Feminismus, Transgender und Dergleichen) bestätigen dennoch die Regel: Die männliche Energie ist primär auf das Erschaffen und Zerstören ausgerichtet, wohingegen die weibliche Energie auf das Erhalten ausgerichtet ist. Eine Frau kann nur ein Kind empfangen, gebären und groß ziehen, wenn sie dafür zuvor den männlichen Samen empfangen hat. Eine Frau hat eine innigere Bindung zum selber ausgetragenen Kind als dessen männlicher Zeuger. Um einen Partner zu finden, an sich zu binden und zu halten, greift eine Frau natürlicher Weise auf zahlreiche Mittel und Methoden zurück, die z.B. der langen Aufrechterhaltung ihrer Attraktivität dienen (sogenannte „Verlockungen“). Dennoch ist die Natur mächtiger als sie und sie wird spätestens zur Menopause an ihren Bemühungen zunehmend scheitern, wohingegen der Mann für Fortpflanzungen noch länger attraktiv und leistungsfähig ist.
Während dessen sich die Frau sehr viele Jahre um die Führung und Erhaltung des Haushaltes kümmern muss und dazu den Mann einspannt, hat dieser aber viel mehr Möglichkeiten, sich geistig weiter zu entfalten – ob nun in materialistischen Hobbys oder tatsächlich spirituell. Aber seine Versorgung sichert im Hintergrund immer noch seine Partnerin. Mit anderen Worten werden die materiellen Potenziale überwiegend von der Frau und die geistig-spirituellen Potenziale vom Mann entfaltet. Da die o.a. Aspekte nicht grundsätzlich eine primäre Rolle für einen langen Bestand einer sinnvollen Partnerschaft spielen, deren Hauptzweck das gemeinsame Erkennen und auch Erfüllen des eigentlichen Lebenssinnes innerhalb des gesamten Seins ist, empfehlen die VEDEN folgende Konstellationen, die auch die Grundlage der eingangs erwähnten Arrangements sind:
(1) Der männliche Partner sollte grundsätzlich geistig-spirituell fortgeschrittener sein als die Frau – eine Ebenbürtigkeit ist völlig akzeptabel und auch wünschenswert. Hingegen wird eine Partnerschaft als kritisch gesehen, wenn die Frau in ihrer geistig-spirituellen Entwicklung fortgeschrittener ist als der Mann – in der Regel werden solche Beziehungen bereits mittelfristig scheitern, was wir in unserer langjährigen (ayurvedischen) Praxis auch immer wieder bestätigt fanden.
(2) Während dessen der Mann in seiner geistig-spirituellen Entwicklung forschend voranschreitet, ist es zugleich seine Pflicht, seine Partnerin, die ihm dafür über ihre Haushaltsführung den Rücken freihält, bei dieser Entwicklung durch respektvolle und geeignete Schulungen mitzunehmen – eine Unterdrückung der Frau in jeglicher Form hingegen ist respektlos und völlig inakzeptabel.
(3) Richten beide Partner ein gemeinsames (spirituell orientiertes) Leben nach dem Varna–Ashrama-System ein, so gelten folgende Klassen-Konstellationen (Varnas) als zweckerfüllend bzw. progressiv (anuloma):
Sudra (m) + Sudra (w) = sinnvoll
Vaisya (m) + Sudra (w) = geeignet
Kasatriya (m) + Sudra (w) = möglich
Brahmana (m) + Sudra (w) = kritisch
Vaisya (m) + Vaisya (w) = sinnvoll
Kasatriya (m) + Vaisya (w) = geeignet
Brahmana (m) + Vaisya (w) = möglich
Kasatriya (m) + Kasatriya (w) = sinnvoll
Brahmana (m) + Kasatriya (w) = geeignet
Brahmana (m) + Brahmana (w) = sinnvoll
Alle anderen Konstellationen sind kritisch bzw. regressiv (pratiloma). Ich möchte an dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, dass die o.a. Klassen (Varnas) nicht als Geburtsrechte, sondern als individuelle geistig-spirituelle Entwicklungsstände zu verstehen sind. So können Menschen, die in einer Sudra-Familie geboren und unter ihnen aufgewachsen sind, durchaus die Qualifikationen eines Brahmanas aufweisen. Mit anderen Worten können Frauen mit einer solchen Qualifikation auch eine Partnerschaft mit einem männlichen Brahmana eingehen, ohne dass es für die Beziehung bzw. Partnerschaft erwähnenswerte Probleme gibt. Mehr zu diesem Thema findet man u.a. im Srimad Bhagavatam (z.B. im 11. Canto, 17. Kapitel, Vers 39 sowie im 20. Kapitel, Vers 2) …
Und hier noch ein Nachsatz zu den „modernen“ gesellschaftlichen Phänomenen „Feminismus“, „Homosexualität“, „Transgender“ und Dergleichen: In den VEDEN wird darauf nicht weiter eingegangen, und das hat einen guten Grund: Die allen Lebewesen körperlich innewohnenden (auch Sexual-) Energien spielen keine Primär-Rolle beim Arrangement einer vedisch sinnvollen Partnerschaft bzw. bei der geistig-spirituellen Suche nach dem wirklichen Sinn des Lebens und der entsprechenden Selbstverwirklichung. Es ist also belanglos, ob ein Mann sich in einem weiblichen Körper wohler fühlt und einen entsprechenden (männlichen) Partner für eine gemeinsame Lebenszeit erwählt – es ist hingegen belangvoller, dass beide geistig-spirituell qualitativ den o.a. Kriterien entsprechen. Tatsächlich sind uns aus unserem Umfeld auch solche sehr gut funktionierenden langjährigen Partnerschaften bekannt.