GEWALTLOS (AHIMSA)

Ein vedisches Grundprinzip ist das der Gewaltlosigkeit (Ahimsa) anderen Lebewesen und auch sich selbst gegenüber. Dahinter steckt weniger ein ethisch-moralischer oder philantrophischer Grundgedanke als vielmehr die Erkenntnis, dass ausnahmslos alle Mitgeschöpfe (Menschen, Tiere, Pflanzen usw.) der gleichen Quelle, nämlich Gott (Krishna), entspringen. Um’s noch bildlicher auszudrücken, sind alle Früchte, Blüten, Blätter, Zweige und Äste Bestandteil ein und des selben Baumes und über einen gemeinsamen Stamm und dessen Wurzeln miteinander verbunden und versorgt. Alleine der jeweilig lokale Abstand und die Form voneinander lassen uns glauben, voneinander getrennt und nicht miteinander verwandt zu sein.
 
Sicherlich kommt es vor, dass der Eine nicht immer der Meinung eines Anderen ist und das zu Ablehnungen führt (wie auch bei anderen materiellen Erscheinungsformen), aber Ablehnung führt zu Trennung, Hass bis hin zu Gewalt. Die Beteiligten haben nicht verstanden, dass das Objekt der Betrachtung verschiedene Facetten aufweist, so wie auch die Erde rund ist und von allen Seiten immer wieder anders aussieht – es bleibt immer noch die gleiche Erde. Wenn überhaupt, sollte eine Ablehnung daher nicht anderen Lebewesen (als Person) gegenüber erfolgen, sondern deren Verhaltensweisen, wenn sie mit ihrer Ablehnung Spaltung, Trennung usw. verfolgen. Gewaltlosigkeit (Ahimsa) ergibt sich also aus der Erkenntnis, dass jedes Lebewesen in einer ganz besonderen Verkörperung (Mensch, Tier, Pflanze usw.) das gleiche Universum aus einem ganz individuellen Blickwinkel betrachtet und erfühlt.

Eine Besonderheit der Gewaltlosigkeit betrifft den Umgang mit Tieren – diesem Thema widmen sich die VEDEN u.a. im 11. Canto, 5. Kapitel des Srimad Bhagavatam: Es ist bekannt, dass in vielen uralten Kulturen Tieropfer durchgeführt wurden und auch heute noch werden. Und es ist bekannt, dass gerade der Adel regelmäßig der Jagd frönt. Und letztlich ist auch bekannt, dass es auch Völker gibt, die für ihre Ernährung kaum auf Pflanzen zurückgreifen können (z.B. Inuit bzw. Eskimos) – aber das sind Ausnahmen. Von qualifizierten Brahmanen durchgeführte Tieropfer dienten ursprünglich dazu, den Beweis zu erbringen, dass die Tierseele umgehend in einer höheren Ebene reinkarniert. Und Tierjagden unter dem Adel dienten dazu, die Waffenkunst zu vervollkommnen und erproben – mehr Leid an Tieren auszurichten ist aus vedischer Sicht absolut nicht erlaubt ! Und so wird in den VEDEN folgende klare Aussage für Diejenigen getroffen, die das Ahimsa-Prinzip gegenüber Tieren verletzen:

„Jene sündigen Menschen, die die eigentlichen religiösen Grundsätze nicht ken­nen, sich aber für völlig fromm halten, verüben ohne Gewissensbisse Gewalt gegen unschuldige Tiere, die ihnen voll vertrauen. In ihrem nächsten Leben werden solche sündigen Menschen von denselben Lebewesen gefressen, die sie in dieser Welt getötet haben.“ (Srimad Bhagavatam 11, Canto, Vers 5.14)

Tiere sind ebensolche Lebewesen wie wir, nur haben sie einen anders gearteten Körper und daher auch eine anders geartete Lebensweise. Die Gesetzgebung und insbesondere das Verhalten vieler Menschen entsprechen dem kaum, weil sie „Tiere als Sache“ deklarieren, nur um ihrem Fleischgenuss zu frönen. Zur Wahrung des Ahimsa-Prinzips wird daher in den VEDEN eine vegetarische Ernährung vorgeschrieben, wohingegen Fleischverzehr ein Merkmal der niederen Geistigkeit und Lebensweise von Candalas bzw. Dalits ist (man nennt sie in Indien daher auch „Hundeesser“) …

Eine nicht-vegetarische Ernährung jedenfalls führt zur weiteren Verrohung (Himsa) in allen Lebenssituationen und zum Tamas-Guna mit all seinen primitiven Denk- und Verhaltensweisen. Das kann man an den zunehmenden Niederträchtigkeiten und der Kriegslüsternheit der westlichen Industriestaaten unter Führung der USA mit seinem exorbitanten Fleischverzehr recht gut nachvollziehen  – denken Sie einmal darüber tiefgründig nach … !