Im Schöpfungsprozess (Genesis) geht das gesamte Universum mit seinen unbelebten und belebten Bestandteilen ursprünglich von der höchsten Persönlichkeit Gottes (Krishna) über seine 3-stufigen Vishnu-Erweiterungen (Nārāyaṇa, Brahman und Paramātmā) aus. Unter „belebte Bestandteile“ sind alle verkörperten Lebewesen (Seelen) zu verstehen, unabhängig davon, wie weit ihr individuelles Ego, ihr Bewusstsein und ihre Selbsterkenntnis entwickelt ist. Nach den VEDEN gibt es 8.400.000 verkörperte Lebensformen, die sich noch nach verschiedenen Gesichtspunkten unterteilen lassen, wie z.B. in Bewegliche und Unbewegliche, nach Menschen, Tieren und Pflanzen, nach Halbgöttern und Dämonen sowie Anderem mehr …
Wenn man sich nun mit dem Stammbaum all der benannten (mit Namen versehenen) und der unbenannten (namenlosen) Lebewesen näher befasst, wird in einigen Fällen konkret erwähnt, dass das entsprechende Lebewesen eine Emanation (Erweiterung) oder eine Inkarnation Krishna’s oder sogar Krishna selber ist. Doch worin besteht hier der Unterschied ? Zunächst einmal folgende Aussage vorweg, die Krishna in den VEDEN selber trifft:
„Doch mit Deinen gegenwärtigen Augen kannst Du Mich nicht sehen …“ (Bhagavad Gita, Vers 11.8)
Mit anderen Worten kann man nicht so einfach erkennen, ob die vor uns stehende menschliche Person oder das Lebewesen in einer anderen der o.g. zahlreichen Lebensformen Krishna selber ist oder eine Emanation (Erweiterung) von Ihm oder eine Inkarnation einer Emanation oder eine Emanation einer vorausgegangenen Emanation (Sekundär-Emanation). Gott bzw. Krishna überhaupt zu erkennen, ist für die meisten Menschen bereits außerordentlich schwierig, weil sie Ihn in der vor ihnen stehenden Gestalt gar nicht erwarten oder der Auffassung sind, man könnte Ihn mit den eigenen biologischen Augen sofort erkennen …
Es gibt ja diverse Bildnisse (Murtis) von Ihm, so wie es auch zahlreiche Bilder von Jesus Christus als langhaarigen Mann mittleren oder höheren Alters gibt – warum also sollte man Ihn dann nicht schnell erkennen können ? Aber ist Er es dann wirklich ? Selbst in dem Fall, dass Krishna tatsächlich vor Einem stehen und er sich uns gegenüber offenbaren würde, würden das die meisten Menschen für ausgemachte Hirngespinste und Dergleichen halten. Und Gläubige sowie Geweihte (Devotees, Vaishnavas) wären in einer solchen Situation ebenso verunsichert. In diesem Zusammenhang sollte einmal darauf hingewiesen werden, dass der Protagonist der Bhagavad Gita, nämlich der Pandava-Krieger namens Arjuna, seinen Cousin mütterlicherseits namens Krishna bis zu dessen Offenbarung einfach nicht als tatsächliche Inkarnation Gottes (Krishna) erkannt hatte und sich erst dann bei Ihm für seine bis dahin unbedarfte Vertrautheit (zu seinem Cousin Krishna) zutiefst entschuldigte …
Warum nun Gott (Krishna) vor gut 5.200 Jahren durch seine Inkarnation ein Mitglied der Pandava-Familie geworden war, geht aus dem umfangreichen Srimad Bhagavatam (siehe hier) sehr genau hervor, soll aber an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden. Doch was macht nun den Unterschied zwischen einer Emanation (Erweiterung) und einer Inkarnation aus … ?
Eine Emanation kann man sich recht einfach mit dem Anstecken zahlreicher Kerzen von einer ursächlichen Kerze heraus vorstellen. Mit anderen Worten brennt zunächst nur eine Kerze, über die dann weitere Kerzen angesteckt und zum Leuchten gebracht werden. Ein ähnliches Bild ergeben abbrennende Wunderkerzen, aus denen zahlreiche kleine Funken sprühen, wobei die Wunderkerze selber die höchste spirituelle Persönlichkeit Gottes (Krishna) ist, mit der weitere Wunderkerzen angesteckt werden. In all diesen Fällen sind die von diesen Kerzen ausgehenden Funken vergleichbar mit zahlreichen individuellen Seelen – sie sind zwar nicht selber die Kerzen, von denen sie ausgehen, aber ohne diese (ursächlichen) Kerzen gäbe es sie auch nicht …
Eine Emanation (Erweiterung) Gottes ist also ein vollständiger Klon, ohne dass Gott irgendwelche qualitativen oder quantitativen Einbußen durch das Klonen erleiden muss. Hierbei ist zu beachten, dass Gott (Krishna) ein rein spirituelles Lebewesen ist, das zeitweilig auch über eine materielle Verkörperung (s.o. Lebensformen) verfügen kann, nicht aber muss. Eine göttliche Emanation bzw. ein göttliches Klonen verläuft also auf rein spiritueller Ebene und ist nie mit irgendwelchen materiellen bzw. vergleichbaren Energieverlusten verbunden …
Und nun zur Inkarnation: Eine Inkarnation ist schlichtweg eine materielle Verkörperung in einer der o.g. 8.400.000 Lebensformen. In den VEDEN wird davon berichtet, dass Krishna selber zu verschieden Zeiten mal als Fisch (Matsya), Schildkröte (Kurma), Eber (Vahara), Zwerg (Vamana) und Andere inkarnierte. Steigt Gott (Krishna) in einer der o.g. Lebensformen (Verkörperungen) für eine beschränkte Zeit in die materielle Welt herab, um dort gewisse Vorhaben umzusetzen, so nennt man diese Inkarnation auch Avatar – andere (Re-) Inkarnationen, d.h. von individuellen Seelen, werden in diesem Sinne nicht als Avatare anerkannt.