ZEITGEIST (YUGA)

Unter dem Begriff Zeitgeist verstehen wir die Gesamtheit des Denkens und Handelns, das in einer bestimmten Zeit dominiert bzw. besonders häufig auftritt. In dieser Zeit sind auch andere, komplementäre oder sogar alternative Denk- und Handlungsweisen präsent, jedoch nicht dominant und prägend. In den VEDEN werden solche Zeitabschnitte Yugas genannt, wobei wir uns seit ca. 5.000 Jahren im sogenannten Kali-Yuga befinden. Kali ist die für die Zeit (Kala) zuständige Gottheit und eigentlich Gott (Krisna) selber, der dafür sorgt, dass alle weltlichen Prozesse in Bewegung gesetzt, aufrecht erhalten und dann beendet werden (Erschaffung, Erhaltung und Zerstörung) – dazu jedoch an anderer Stelle mehr …

Die Menschen in unserer „modernen“ Zeit, die stolz auf ihre zahlreichen „wissenschaftlich-technischen“ Errungenschaften blicken und von denen ein großer Teil in einem hohen materiellen Wohlstand (leider auch auf Kosten anderer Menschen) leben, sehen sich darüber einerseits zwar glücklich, sind zugleich aber auch unzufrieden, denn der Umgang untereinander ist unmenschlicher geworden, d.h. von niederen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen begleitet. Tatsächlich gibt es einen Zusammenhang zwischen einem hoch entwickelten Materialismus einerseits und einem geistig-kulturellen sowie ethisch-moralischen Verfall in der Gesellschaft andererseits, der nur auf der geistig-spirituellen Ebene erkannt und auch gelöst werden kann, denn (wie aus diesen Webseiten schrittweise ersichtlich) beherrscht primär der Geist die Materie und damit unsere Lebensumstände – alles Andere ist eine Illusion, der man unbedarft oder aus Ignoranz allzu leicht verfallen und sich darin immer tiefer verstricken kann …

Nach den VEDEN also gibt es zyklisch vier aufeinander folgende Yugas, die den sogenannten Zeitgeist widerspiegeln – ein gesamter Zyklus wird Catur-Yuga genannt. Da wir uns gegenwärtig im vierten und geistig niedrigsten Yuga befinden, fällt es den meisten Menschen schwer, sich ihrer eigenen geistigen Verkommenheit bewusst zu werden und diese auch noch zu akzeptieren. Unsere langjährigen Erfahrungen im privaten, beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld haben immer wieder drastisch gezeigt, dass die meisten Menschen lieber den wissenden Spiegel zerschlagen, in den sie gelegentlich zur eigenen Erkennung hineinschauen müssen, anstatt in sich zu gehen und sich selber mit der Weiterentwicklung des eigenen Bewusstseins zu verändern. Letztlich aber wird nur Das dazu führen, dass sich auch ihr Umfeld und ihre Lebensumstände ändern. Was also steht ihnen dabei eigentlich im Wege … ? Es ist tatsächlich das Selbstbildnis, d.h. das falsche Ich bzw. Ego, das von den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur (Gunas) beeinflusst wird. Diese Erscheinungsweisen prägen auch den Zeitgeist bzw. die folgenden vier Yugas:

„Śukadeva Gosvāmī sagte: Mein lieber König, am Anfang, im Satya-yuga, dem Zeitalter der Wahrheit, ist die Religion mit all ihren vier Beinen intakt und wird von den Menschen dieses Zeitalters sorgfältig gepflegt. Diese vier Beine der mächtigen Religion sind Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Enthaltsamkeit und Wohltätigkeit. Die Menschen des Satya-Yuga sind größtenteils selbstzufrieden, barmherzig, freundlich zu allen, friedlich, nüchtern und tolerant. Sie schöpfen ihre Freude aus dem Inneren, sehen alle Dinge gleich und streben stets eifrig nach spir­itueller Vollkommenheit.

Im Tretā-yuga wird jedes Bein der Religion durch den Einfluss der vier Säulen der Irreligion – Lüge, Gewalt, Unzufriedenheit und Streit – allmählich um ein Viertel reduziert. Im Tretā-Zeitalter sind die Menschen rituellen Handlungen und strengen Ent­behrungen gewidmet. Sie sind nicht übermäßig gewalttätig oder sehr lüstern nach sinnlichem Vergnügen. Ihr Interesse gilt vor allem der Religiosität, der wirtschaftlichen Entwicklung und der geregelten Sinnesbefriedigung, und sie erreichen Wohlstand, indem sie die Vorschriften der drei Veden befolgen. Ob­wohl sich die Gesellschaft in diesem Zeitalter in vier verschiedene Klassen en­twickelt, oh König, sind die meisten Menschen brāhmaṇas.

Im Dvāpara-yuga werden die religiösen Qualitäten der Enthaltsamkeit, Wahrheit, Barmherzigkeit und Nächstenliebe durch ihre irreligiösen Gegen­stücke – Unzufriedenheit, Unwahrheit, Gewalt und Feindschaft – auf die Hälfte reduziert. Im Dvāpara-Zeitalter sind die Menschen an Ruhm interessiert und sehr edel. Sie widmen sich dem Studium der Veden, verfügen über großen Reichtum, ernähren große Familien und genießen das Leben in vollen Zügen. Von den vier Klassen sind die kṣatriyas und brāhmaṇas am zahlreichsten.

Im Zeitalter von Kali bleibt nur noch ein Viertel der religiösen Prinzipien übrig. Dieser letzte Rest wird durch die immer stärker werdenden Prinzipien der Irreligion immer weiter abnehmen und schließlich zerstört werden. Im Kali-Zeitalter neigen die Menschen dazu, gierig, schlecht erzogen und un­barmherzig zu sein, und sie bekämpfen sich gegenseitig ohne guten Grund. Unglücklich und von materiellen Wünschen besessen, sind die Menschen des Kali-Yuga fast alle śūdras und Barbaren.

Die materiellen Erscheinungsweisen – Tugend, Leidenschaft und Unwissenheit – deren Veränderungen im Geist eines Menschen beobachtet werden, werden durch die Macht der Zeit in Bewegung gesetzt.“ (Srimad Bhagavatam 12. Canto, Verse 3.18-26)

Die Überwindung aller Unzufriedenheiten und niederen Gefühle (Angst, Neid, Gier, Hass usw.) bei einem doch zugleich bestehenden hohen materiellen Wohlstand kann also nur dann erfolgen, wenn man das Zusammenwirken der drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur (Gunas) in sich selber und in der Gesellschaft studiert und durchschaut hat. Und auch erst dann ist es möglich, dem aktuellen Zeitgeist mit wirklichem Wissen zu widerstehen, während dessen das private, berufliche und gesellschaftliche Umfeld die Welt um sich herum immer noch mit Spekulationen vergeblich zu verstehen und zu verändern versucht …

Ich möchte Ihnen an dieser Stelle ihre eigenen Studien und Erkenntnisse nicht vorweg nehmen, denn wirkliches Wissen und Weisheit setzen auch ein persönliches Begreifen (von „Greifen“) und Verinnerlichen voraus. Arbeiten Sie sich also selber in die auf diesen Webseiten angesprochenen Teilgebiete ein, beobachten Sie sich selber sowie Ihr Umfeld und prüfen Sie den Wahrheitsgehalt Dessen, was Ihnen hier von den VEDEN vermittelt wird …