Im letzten Jahr suchten uns völlig unabhängig voneinander zwei junge Ärztinnen auf, die in größerer Entfernung von unserer Praxis lebten und arbeiteten und sich gegenseitig auch nicht kannten. Ihnen war aber gemeinsam, dass sie ihre Probleme vor ihrer Kollegenschaft einfach nicht ausbreiten konnten – wer unsere Gesellschaft gut beobachtet, kann die bestehenden Hemmnisse mit Sicherheit nachvollziehen. In dem einen Fall handelte es sich um einen Burnout durch den übermäßigen Krankenhausdienst und im anderen Fall um Kinderlosigkeit. Die gerade hiervon betroffene Klientin arbeitete bezeichnenderweise in einer Abteilung, in der kinderlosen Frauen mit (klassisch-) medizinischen Mitteln und Methoden zu einer Schwangerschaft verholfen werden soll. Wie steht man nun im Ayurveda im Allgemeinen und in den Veden im Speziellen dazu … ?
Kinderlosigkeit begegnet uns im Bekannten-, Freundes- und Verwandtenkreis doch relativ häufig. Die betroffenen Frauen oder Paare lassen kaum etwas unversucht, den Ursachen für die ausbleibende Empfängnis auf den Grund zu gehen und diese mit „modernen“ medizinischen Methoden zu überwinden. Gibt es dafür wirklich keine Möglichkeit, so bleibt ihnen immer noch der Weg über eine Kindes-Adoption oder die Übernahme einer Pflegeschaft. Alles das sind jedoch nur Reaktionen auf das Kinderlosigkeits-Symptom …
Im ganzheitlichen Ayurveda versucht man, die Problematik nicht nur auf körperlicher, sondern auch noch auf geistiger und seelischer Ebene abzuklären und zu lösen. So werden unter anderem die jeweiligen körperlichen und geistigen Voraussetzungen für eine Elternschaft, die jeweiligen Lebens- und Arbeitsbedingungen, die Lebensweise selbst, die geistig-spirituelle Reife sowie die Zeitqualität näher beleuchtet. Besteht ein Kinderwunsch, so ist auch ehrlich zu hinterfragen, ob dieser Wunsch wirklich aus dem Inneren bzw. dem Herzen kommt oder ob dafür nicht eher rationale bzw. Imagegründe vorliegen …
Betrachtet man die Problematik des bisher nicht erfüllten Kinderwunsches auf seelischer Ebene, so muss man differenzieren zwischen einem seelischem Beistand (Anteilnahme, Mitgefühl usw.) sowie der spirituellen Deutung. Ein „seelischer“ Beistand im allgemeinverständlichen Sinne trägt nicht wirklich dazu bei, das von den Betroffenen empfundene Leid nachhaltig zu lindern und völlig zu beseitigen. Selbst wenn es später einmal gelingen sollte, dass sich der Kinderwunsch auf irgendeine Weise realisieren ließ, so zieht die Existenz eines Kindes neues Leid nach sich, wie z.B. die bestehende Angst um das kindliche Wohlsein u.a.m. …
Diese Thematik nun wird in den vedischen Überlieferungen selbst (nicht explizit im Ayurveda) aufgegriffen und tiefgreifend behandelt: Ist ein Mensch spirituell fortgeschritten, so ist ihm bereits klar, dass es eine Trinität von Körper, Geist sowie Seele gibt und dass er selber nicht der materiell-grobstoffliche Körper und materiell-feinstoffliche Geist ist, sondern die spirituelle Seele, die in einer zeitweilg eigenen, sich stets verändernden materiellen Verkörperung weilt. Mit anderen Worten ist ihm schon klar, dass die Verkörperung (Inkarnation) eine zeitweilige Angelegenheit ist, nur ist ihm weniger klar, warum die Inkarnation einer anderen Seele in einem von Mann und Frau bereitgestellten (gezeugten) Verkörperung zumindest bisher nicht gelang und eventuell auch niemals gelingen wird. Dazu nun im „Srimad Bhagavatam“ (6. Canto, 14. Kapitel ff.) mehr …