Betrug, Lügen & Intrigen – Was die Veden dazu sagen

Im Ayurveda wird der Mensch immer ganzheitlich betrachtet, und dazu gehören auch seine Psyche, die unter dem Einfluss gewisser Lebensumstände steht. Nicht alle Lebensumstände kann man wirklich selber kontrollieren, wie uns einige Lebensberater oftmals weismachen wollen, so dass wir den Eindruck gewinnen, auch für alles selber verantwortlich zu sein – aus eigener Erfahrung wissen wir aber, dass es nicht immer so ist …

Ich möchte hier keine Lanze für jene Leute brechen, die sich ihren eigenen Lebensumständen nicht stellen wollen, dieses aber immer von Anderen erwarten – ein leider in unserer heutigen Gesellschaft weit verbreitetes Verhalten. Da ich mich viele Jahre lang intensiv mit den Themen „Entscheidungsfreiheit“, „eigene Göttlichkeit“, „Schicksal“ usw. befasst habe und auch viel Geld für Lehrgänge und Selbststudien ausgab, um die eigenen Lebensumstände mit sogar magisch-mystischen Methoden unter meine Kontrolle zu bringen, weiß ich, wovon ich hier spreche:

Es ist schlichtweg unwahr und entspricht auch nicht jahrtausende alten Erfahrungen aller Weltkulturen, dass der Mensch die völlige Kontrolle über sein eigenes Leben hat. Jene, die uns das immer Glauben machen wollen, haben ihre „Weisheiten“ aus gerade einmal glücklichen Zeiten abgeleitet, verallgemeinert und in die bedürftige Welt getragen, wo sich dann diese „Weisheiten“ in Windeseile verbreiteten und verselbstständigten – die „Eso-Szene“ läßt grüßen. Mit wirklichem Wissen hat das jedoch nichts zu tun – es ist Scharlatanerie …

Bereits an anderer Stelle hatte ich einmal öffentlich den Verdacht geäußert, dass ich den Eindruck habe, ich werde in meinen eigenen Lebensumständen erheblich negativ beeinflusst, seit dem ich mich mit den vedischen Überlieferungen intensiver befasse. Das habe ich tatsächlich so empfunden und können Außenstehende kaum nachvollziehen, zumal nicht erkennbar war, wer denn da an der Schraube dreht. Ich hatte mit nur sehr wenigen Leuten darüber sprechen können, die diese „Phänomene“ auch kannten und ebenfalls tiefgründiger untersuchten. Für unsere voneinander unabhängig gezogenen gleichartigen Schlussfolgerungen hätte uns die Öffentlichkeit einen Vogel gezeigt, schlimmstenfalls sogar entmündigt und in eine psychologische Anstalt eingewiesen. Tatsächlich aber haben solche Erfahrungen einen ganz realen Hintergrund, wie ich bei meinen Studien in den Veden jetzt herausfand:

Die menschliche Psyche weist sowohl sonnige als auch schattige Seiten auf, und zu letzteren gehören Mentalitäten, Denk- und Verhaltensweisen, die sich auf die Hauptnenner „Angst“ und „Neid“ zurückführen lassen. Das sind Formen von Leid, dem ausnahmslos jedes Lebewesen unterworfen ist und niemals entrinnen kann. In den Veden wird das Leid klassifiziert in jenes, das jedes verkörperte Lebewesen unmittelbar betrifft und mit seiner Geburt, mit Erkrankungen, seinem Verfall und Tod zusammenhängt. Dann gibt es noch das Leid, das das Lebewesen durch äußere Ursachen und ohne eigenes Verschulden erleiden muss, wie z.B. bei Naturkatastrophen. Auch gibt es das Leid, das uns von anderen Lebewesen zugefügt wird, ohne dass wir mit ihnen jemals in Beziehung standen, wie z.B. bei Diebstahl, Raub oder Intrigen. Nicht zuletzt gibt es das Leid, das wir uns durch unser eigenes Denken und Handeln auch selber zugefügt haben – und das zählt man dann zum „Karma“. Karma steht für Kausalität und muss daher nicht ausschließlich als negativ eingestuft werden, denn „gute“ Taten ziehen auch „gute“ Folgen nach sich …

Kommen wir nun wieder auf das Leid zurück, das uns von Fremden ohne wirklich eigenes Verschulden auferlegt wurde, so stellt sich die Frage, warum das so ist und wie wir damit umgehen sollten. Zu einem solchen Leid zählen beispielsweise die bereits o.a. Verhaltensformen von Betrug, Missgunst, Gier, Neid, Intrigen usw.. In den Veden werden diese Verhaltensformen der „Unwissenheit“ („Tamas“-Guna) zugeordnet, weil sich das dafür verantwortliche Lebewesen intensiv mit seinen materiellen Lebensumständen identifiziert, d.h. es identifiziert sich mit seinem eigenen Körper und all jenen Dingen, die dem Erhalt dieses Körpers betreffen – es hat nicht erkannt, dass es selber eine unsterbliche Seele ist und für seine eigenen Lebenserfahrungen „nur“ über einen eigenen Geist und Körper verfügt …

Diese fälschliche Identifikation entspräche beispielsweise einer solchen Auffassung, wie „wir sind die Jacke, die wir anhaben“, „wir sind das Auto, das wir fahren“ oder „wir sind das Haus, das wir bewohnen“ – ist das nicht abartig ? Man schaue sich in diesem Zusamenhang einmal die heutige Werbung an: „Wir sind AUDI“ oder „Wir sind PIZZA“ – dazu fällt einem wirklich nichts mehr ein … !

Im „Srimad Bhagavatam“ (4. Canto, 1.Teil, 19. Kapitel) wird beschrieben, wie ein bedeutsamer und sehr spirtueller König, dessen gesamtes Volk in Frieden und Wohlstand lebt, von einer Dankes- und Opferzeremonie abgehalten wird, die dem höchsten Schöpfer (Gott bzw. „Vishnu“ bzw. „Krishna“) gewidmet ist. Hier gibt es einen Halbgott „Indra“, der bereits selber 100 dieser Zeremonien zu Vishnus Ehren abgehalten hat, dem besagten König namens „Prthu“ eine gleichartige 100. Zeremonie jedoch neidet und mit allen Mitteln zu verhindern versucht. Auf seine betrügerischen Machenschaften soll hier nicht näher eingegangen werden, er wird dabei „erwischt“ und soll dafür auch bestraft werden. Und nun greift der Halbgott „Brahma“ ins Geschehen ein und bittet König „Prthu“, von einer Bestrafung „Indra’s“ abzusehen …

Die Halbgötter sind die obersten Ausführungsorgane des höchsten Schöpfers (Gott) und verkörperte Lebewesen, so wie wir Menschen auch. Auch wenn sie über gewisse höchste Befugnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügen, so sind sie in ihren Charakteren und Verhaltensweisen den Menschen völlig ähnlich, d.h. ihnen wohnen u.a. auch Missgunst und Neid inne. Der Halbgott „Indra“ zeigt als Weltenherrscher für die Wasserversorgung besonders verantwortlich und ist etwa mit „Zeus“ vergleichbar. Mit besonderen Befugnissen ausgestattet, neidet er jedoch König „Prthu“, ebenfalls auf 100 Dankes- und Opferzeremonien verweisen zu können, denn dann könnte man ihm ja seine von Gott („Vishnu“ bzw. „Krishna“) gegebene kosmische Position streitig machen – so glaubt er. König „Prthu“ allerdings ist eine Teilinkarnation von „Vishnu“ bzw. „Krishna“ (Gott) und hat es damit eigentlich nicht nötig, sich mit solchen Zeremonien selber zu ehren – er tut das lediglich zu Gunsten seines gesamten Volkes, aller Weisen und Halbgötter, insbesondere um ihnen ein Beispiel für ein spirituell ausgerichtetes vedisches Leben zu geben …

All das ruft der Halbgott „Brahma“ in Erinnerung, als er „Prthu“ bittet, „Indra“ für seine Untaten nicht zu bestrafen. Was wird uns mit dieser Überlieferung vermittelt ? Zum Einen, dass solche „negativen“ Eigenschaften, wie Neid und Betrug, ausschließlich jedem verkörperten Lebewesen innewohnen, das in seiner eigenen spirituellen bzw. Persönlichkeitsentwicklung noch wenig fortgeschritten ist („Tamas-“ und „Rajas“-Guna), zum Zweiten, dass uns unverschuldet Leid auch von fremden und uns bisher unbekannten Lebewesen auferlegt werden kann, und zum Dritten, dass es sinnvoller ist, sich der eigenen spirituellen und Persönlichkeitsentwicklung zu widmen, als sich in materialistisch orientierte karmische Spiele Fremder hineinziehen zu lassen. Und da ausnahmslos alle Lebewesen den höchsten göttlichen Absichten unterliegen, die transzendental untersetzt werden, liegt der Schluss nahe, dass der Schöpfer selber über einige seiner Geschöpfe gewisse „dunkle“ Erfahrungen sammeln will – diese Thematik wird in den Veden an anderer Stelle tiefgründiger behandelt.

Die Empfehlungen der Veden lauten, die beschriebenen Widrigkeiten des Lebens auch einmal zu ertragen, ohne dagegen mit karmischen Folgen zu kämpfen, und sie für eigene Studien des Lebens zu nutzen – „Ayurveda“ heißt „Wissen vom Leben“. In diesem Sinne werde ich mich in meinen o.g. Wahrnehmungen wohl auch kaum darin getäuscht haben, dass es Wesenheiten gibt, die mir meine eigene spirituelle und Persönlichkeitsentwicklung neiden – doch was soll’s …