Shivas Jünger – Nachbetrachtungen

Im allgemeinen westlichen Verständnis kennt man AYURVEDA als altindische Gesundheits- sowie Heilkunde und mehr noch als eine Wellness-Sparte. Damit jedoch wird man den umfassenden vedischen Wissenschaften, zu denen auch AYURVEDA zählt, überhaupt nicht gerecht. Wenn man sich dennoch nur einmal darauf beschränken möchte, AYURVEDA als zwar exotische, aber auch hoch wirksame Heilkunde für zahlreiche Krankheiten zu betrachten, die unsere westliche Heilkunde bisher kaum zu bewältigen vermag, so bewegen wir uns mit dieser Betrachtungsweise lediglich auf der materiellen Körperebene …

Im westlichen Verständnis gilt eine Krankheit als geheilt, wenn der physisch-physiologische oder der psychische Zustand vor der Erkrankung wieder hergestellt ist. Das sieht man im AYURVEDA jedoch etwas anders, nämlich weitaus umfassender, und ist an anderer Stelle (unserer Webseiten) bereits tiefgründiger erläutert worden. Und welchen Bezug haben nun diese Betrachtungen mit dem Thema „Shivas Jünger …“ ?

AYURVEDA ist ein Wissenschaftszweig der Veden, die uns u.a. in zahlreichen Sanskrit-Schriften überliefert wurden. Die Überlieferungen selbst entstammen allerdings einer einzigen Quelle, mit denen verschiedene Verfasser lange Zeit in Verbindung standen, nämlich von Gott („Krishna“) selbst. Alleiniges Ziel aller vedischen Überlieferungen ist es, allen kosmischen Lebewesen – und auf der Erde insbesondere die Menschen – immer wieder in Erinnerung zu rufen, wer sie wirklich sind und warum sie sich in ihrer gegenwärtigen Verfassung (Inkarnation und Schicksal) befinden. Darüber hinaus sollen die Überlieferungen dazu beitragen, den Lebewesen zu helfen, ihre ursprüngliche kosmische Stellung wiederzufinden. Eine entsprechende „Entfremdung“ kann sich u.a. auch in einer Erkrankung widerspiegeln, der mit AYURVEDA gut zu begegnen ist …

Die eigentliche Stellung eines jeden Lebewesens besteht darin, Gott („Krishna“) bedingungslos zu dienen. Nur kann unser menschliches Ego eine derartige Forderung kaum akzeptieren, weil ein tiefgründiges Verständnis über Gott („Krishna“) fehlt, sich dieser unseren menschlichen Sinnen nicht so einfach offenbart und weil wir es von Geburt an gewohnt sind, um unser (materielles) Dasein nahezu alleine zu kämpfen. Wenn wir schon um unsere eigene Existenz kämpfen müssen, warum sollten wir dann noch zusätzlich Jemandem dienen, den wir nicht einmal wahrnehmen können, von dem wir nicht einmal wissen, aus welchem Grunde er diese Erwartungen an uns stellt ? Nun – genau das ist in den vedischen Überlieferungen, wie z.B. im „Srimad Bhagavatam“, sehr ausführlich beschrieben. Und – man glaubt es kaum – tatsächlich wächst das Verständnis all dieser Dinge beim Studium dieser Schriften; es fällt zunehmend leichter, sich Gott („Krishna“) hinzugeben und ausschließlich ihm zu dienen.

In diesem Zusammenhang taucht immer wieder die Aussage auf, „man solle (auf Gottes Empfehlung) von der Materie loslassen“ – und gerade hierum treten auch die meisten Missverständnisse auf. Die kürzliche Begegnung mit einem Chlochard holt genau dieses Thema wieder zum Vorschein: Während dessen der Halbgott „Shiva“ und die „Siddhas“ ständig über Gott („Krishna“) meditieren, sich ihm dabei völlig unterwerfen und dabei ihre eigene Verkörperung bis zur Verwahrlosung vernachlässigen, so vernachlässigt hingegen ein Chlochard seine Verkörperung, weil er mit seinem irdischen Schicksal nicht mehr klarkommt. Doch selbst sein möglicher Tod durch Verhungern, Erfrieren, eine Erkrankung oder irgendeine Gewalteinwirkung wird ihn von seinen Leiden nicht befreien, weil er zwar seine biologische Verkörperung verliert, nicht jedoch seine Geistkörper (Äther-, Astral-, Mental-, Kausal- und andere Körper) und schon gar nicht seinen spirituellen Kern (Seele) …

Bei Abgabe oder Verlust seiner biologischen Verkörperung bleibt man immer noch, wer man eigentlich ist – lediglich das bisherige grobstoffliche Kleid bzw. Gefährt wird vorübergehend abgelegt. So wie wir mehrmals auch unsere Wäsche oder unser Auto wechseln, so bleiben wir bei allen äußeren Veränderungen im Inneren doch immer noch die Selben. Während dessen sich Shiva und die Siddhas darüber stets bewusst sind, erscheint es recht fraglich, ob sich ein Chlochard ebenso darüber im Klaren ist – eine gleichartige äußere körperliche Verwahrlosung sagt nämlich über eine innere spirituelle Reife und Gottes-Verbundenheit noch gar nichts aus. Die Ablehnung der eigenen Verkörperung und der uns umgebenden materiellen Erscheinungsformen ist insbesondere dann dümmlich, wenn wir darauf angewiesen sind, wie z.B. auf unsere Ernährung, Bekleidung und Wohnung. Entscheidend ist doch nur, wofür wir uns mit Hilfe der uns z.V. stehenden Materie engagieren – zur Befriedigung der eigenen Sinne oder im Dienste des höchsten Wesens … ?

Letzteres bedarf noch einer Klarstellung: Eine jede unserer eigenen Körperzellen steht im Dienste unseres ganzen Körpers – sie ist Bestandteil eines bestimmten Gewebes, eines Organes und des gesamten Organismus. Sofern die Körperzelle sich harmonisch in den Gesamtorganismus einordnet, steht sie auch in dessen Diensten und wird von ihm mitversorgt. Dieser Mikrokosmos lässt sich auch auf den Makrokosmos übertragen, d.h. jedes Lebewesen sollte im Dienste des höchsten Lebewesens (Gott bzw. „Krishna“) und nicht im rationalen Eigen- oder Fremdinteresse stehen, was in unserer materialistisch orientierten Gesellschaft leider weit verbreitet ist. Eine Absonderung oder Entfremdung im menschlichen Organismus führt zum Krebs, der bei einer ungeeigneten Behandlung seinen eigenen Wirt zu zerstören droht. Daher wird im AYURVEDA bei Krebsbehandlungen das Hauptaugenmerk auch auf die Persönlichkeit des Betroffenen selbst gelegt. Wie genau man sich in diesen höchsten Dienst stellen kann, verrät uns unsere Intuition oder – wenn uns der Verstand dabei helfen soll – das Studium vedischer Überlieferungen. Eine körperliche Verwahrlosung jedenfalls zeugt eher von einem fehlenden Verständnis dieser Zusammenhänge („Unbewusstheit“ bzw. „Tamas“) als von Weisheit und einer spirituellen Fortgeschrittenheit („Tugend“ bzw. „Sattva“) …