EINHEIT & VIELFALT

Als ich mich vor vielen Jahren in die Geheimlehre der Helena Petrovna Blavatsky (1831-1891) einzuarbeiten versuchte, stolperte ich bereits am Anfang über die (sinngemäße) Aussage, „aus Eins wurden Zwei und aus Zwei wurden Viele“ – ich hatte überhaupt nichts verstanden. Helena P. Blavatsky war Mystikerin und Theosophin, die sich insbesondere mit fernöstlichen Philosophien und Religionen befasste. Doch mittlerweile ist mir diese Aussage glasklar, denn sie betrifft den Schöpfungsprozess des Universums, aber auch den von verkörperten Lebewesen, von Gesellschaften u.a.m.:

Stellen wir uns einmal vor, wir legen einen Samen für einen Baum in die Erde. Aus ihm entwickelt sich zunächst ein Schößling und dann über viele Jahre ein stattlicher Baum – unter der Erde entfalten sich die Wurzeln und oberhalb ein starker Stamm mit vielen Ästen, aus denen wiederum Zweige mit Blättern und (jahreszeitlich bedingt) Blüten oder Früchten hervorgehen. Die deutschsprachigen Begriffe „Entfalten“ und „Entwickeln“ könnten diesen Wachstumsprozess einfach nicht zutreffender beschreiben …

Die Quelle, aus der der Baum hervorging, war lediglich ein einzelner kleiner Samen – das Ergebnis jedoch ein stattlicher Baum mit all seinen vielen Bestandteilen bis hinunter zu einer außerordentlichen Vielzahl kleinster Zellen. Mit anderen Worten wurden aus „Eins“ über die Zellvermehrungen zunächst „Zwei“ und mit der Zeit dann „Viele“, die sich in alle Himmelsrichtungen ober- und unterhalb der Erde erstrecken …

Das wiederum führt dazu, dass z.B. das eine Blatt auf der einen Seite des Baumes vom anderen Blatt, der Blüte oder Frucht auf einer anderen Seite völlig verschieden und abgegrenzt erscheint. Daran, dass es solche äußeren Unterschiede gibt, ist nicht zu zweifeln, aber es lässt sich auch nicht bestreiten, dass die Früchte, Blüten, Blätter, Zweige, Äste, der Stamm und die Wurzeln mit all ihren Zellen und ihren ganz unterschiedlichen Funktionen, die allesamt zum Erhalt des Baumes beitragen, aus dem gleichen Samen hervorgingen bzw. der gleichen Quelle entsprungen sind. Und mehr noch – sie alle werden über die gleiche Wurzel versorgt …

Dieses Beispiel trifft für die gesamte lebendige und nicht lebendige Schöpfung zu, also für Menschen, Tiere, Pflanzen, Berge und Täler, Bäche, Flüsse und Meere, die Planeten usw., sowie für Familien, Sippen, Kommunen, Gesellschaften und Kulturen – alles ist sowohl einzigartig und zugleich ein Bestandteil eines großen Ganzen, das ursprünglich aus einer einzigen Quelle hervorging. Die scheinbare Abgegrenztheit voneinander ist daher eine Illusion, die zu Missverständnissen, Unter- und Überbewertungen, zu Neid und Gier, Ängsten und Hass, Übergriffigkeiten und sogar Gewalt gegen die eigenen „Familienmitglieder“ (z.B. Kriege), die als solche nicht mehr erkannt werden, führen kann.

Diese Illusion, auch „Maya“ genannt, lässt sich schrittweise durch das umfassende Wissen aufzulösen, das die uralten VEDEN vermitteln. Die „Einheit in der Vielfalt“ besteht aber nicht nur horizontal in der oben beschriebenen materiellen Ebene, sondern auch vertikal zwischen der geistig-spirituellen und der fein- und grobstofflichen materiellen Ebene. Genauer gesagt kann die Materie in all ihren Ebenen selber ohne eine übergeordnete geistig-spirituelle Ebene überhaupt nicht existieren, denn sie geht sogar aus ihr ursprünglich hervor, wie aus den unter PHILOSOPIE zusammengestellten Webseiten ersichtlich wird.

Durch unsere Erziehung und Ausbildung, durch unsere persönlichen Lebenserfahrungen und gesellschaftliche Einflüsse (z.B. Medien, atheistische Philosophien) sind wir konditioniert, die Dinge um uns herum immer nur „objektiv-realistisch“ und daher abgegrenzt zu betrachten, d.h. wir erkennen nur das an, was wir mit unseren biologischen Sinnen und aufwändig erschaffenen materiellen Geräten wahrzunehmen in der Lage sind, nicht aber das, woraus es ursprünglich hervorging, und das eigentliche Wesen dahinter. Diese Thematik jedoch lässt sich nur auf geistiger Ebene behandeln und nicht wirklich von der materiellen Ebene trennen. In diesem Sinne also ist das „Eine“ immer als „Gesamtheit von Zweien“ oder sogar mehreren Ebenen zu betrachten …