Angst vor dem Nichts

Das NICHTS entzieht sich unserem Vorstellungsvermögen und erscheint zugleich als Antagonist zum ausnahmslosen ALLEM. Auch steht das NICHTS in einer Reihe mit der radikalen Verneinung von etwas Existenziellem, welches wiederum Bestandteil eines höheren Ganzen bzw. des absolut ALLEM ist. Unter anderem kennt man in der Mathematik eine Größe „Unendlichkeit“, deren Symbol eine quer liegende Acht ist, und diese Größe findet in der Differenzial- und Integralrechnung zur Ermittlung von Flächen und Volumen unregelmäßiger Formen Verwendung. Hingegen deutet die Größe „Null“ darauf hin, dass es sozusagen nichts zu berechnen gibt, weil es in der gegenwärtigen Betrachtung nicht zu existieren erscheint, nicht existieren dürfte oder sogar soll …

Im Kontakt mit anderen Menschen erlebe ich immer wieder mal merkwürdige Verhaltensweisen mir selber gegenüber, die sich nur dadurch erklären lassen, dass sie mit mir aus mir noch unbekannten oder nicht offenbarten Gründen irgendein Problem haben. Nun – ihr Problem muss nicht mein Problem sein, denn Niemand kann von jemand Anderem wirklich verlangen, dass der Andere sich entgegen seiner Natur soweit verbiegt, dass er dem Verlangenden nun genehm ist und damit das „Problem“ (scheinbar) aus der Welt geschaffen wurde. Wenn ein solches „Spiel“ namens „Ändere Du Dich, damit es mir selber mit Dir besser geht“ erst einmal beginnt, wird es unselig und entartet zu einer endlosen Kettenreaktion – die Seelen der Protagonisten werden immer wieder gezwungen, ihr Wesen zu verbiegen. Dass das nicht gut geht, kann man in unserer „modernen“ und oftmals als ach‘ so heilig („christlich“) verkauften Gesellschaft sehr gut beobachten …

Doch was hat das eigentlich mit dem NICHTS zu tun ? Wenn sich das NICHTS unserem Vorstellungsvermögen entzieht, so bedeutet das, dass sich der Betrachter (das Subjekt) das zu Betrachtende (das Objekt) überhaupt nicht oder unvollständig erkennen kann. Wenn also Menschen etwas nicht zu erkennen oder auch nur vorzustellen vermögen, werden sie verunsichert, dieses Unbekannte oder Unvorstellbare irgendwie unter Kontrolle zu bekommen und gegebenenfalls sogar zu beherrschen, und dann kommt Angst auf. Um auf die o.a. Erfahrung mit gewissen Mitmenschen zurückzukommen, deuten die mir gegenüber gezeigten Verhaltensweisen darauf hin, dass dieses Menschen entweder nichts oder nur wenig von mir wissen und ich für sie nicht irgendwie zu beherrschen bin …

Nun geht’s damit aber weiter, denn in meinem unmittelbaren Personenkreis (Brüder, Eltern, Nachbarn, Geschäftspartnern, ehemaligen Mitstudenten und -schülern) befinden sich überwiegend Atheisten, und solche sind von Natur aus immer geneigt, sich selber göttlich zu erheben, sozusagen also selber „Gott zu spielen“, denn diesen gibt es ihrer Ansicht ja gar nicht. Mit anderen Worten ist in ihrer Vorstellung Gott ein NICHTS. Die Vorstellung, dass ich mit einem NICHTS in irgendeiner Beziehung stehe, erscheint ihnen derart irrig bzw. wunderlich, dass mir in all den Jahren alles Mögliche angedichtet wurde … nur nicht die Wahrheit hinterfragt. Mehr noch: Man wird argwöhnisch beäugt, gemieden oder auch (zumeist mit Worten) verletzend angegriffen. Irgendwann hat das dann zur Folge, sich selber von diesem Personenkreis immer weiter zu distanzieren, was dann das Unbekannte oder NICHTS um mich herum noch weiter vergrößert und das unselige Spiel weiter anheizt …

Wie dem auch sei – irgendwann hat man gelernt, mit diesen Lebensumständen als „Paria unter Atheisten“ umzugehen. Hingegen ist für sie damit das NICHTS immer noch ungeklärt, weil sie es nicht tiefgründig hinterfragen und damit weiterhin unbewusst ihre Angst vor dem Unbekannten nähren. Philosophisch gesehen, kann dieses NICHTS ohne seinen Antagonisten, nämlich dem ALLEM, ja gar nicht existieren. Alleine der Begriff NICHTS existiert ja schon, doch wie kann man etwas mit Begriffen bezeichnen, was es vermeintlich nicht geben dürfte ? Auf die Existenz Gottes bezogen, kann man auch seine Existenz nicht verneinen, weil es für ihn ja schon zahlreiche Bezeichnungen gibt – je nach Kultur der Menschen. Das Unbekannte wird nur so lange als ein NICHTS angesehen, so lange man mit der Existenz der Wirklichkeit (d.h. dessen, was Wirkung hervorbringt) keine Erfahrungen gemacht hat …

Doch direkte Erfahrungen sind nicht immer notwendig, wenn man einfach der Logik folgt, dass etwas Existierendes ein Bestandteil eines höheren und absoluten Existierendem sein muss. Dieses Existierende bzw. dieser Teil der Wirklichkeit ist immer das Ergebnis von Etwas, was Wirkung hervorbringen kann … und kann das sicht- oder zumindest messbare Materie überhaupt oder steckt immer eine Intelligenz bzw. ein Bewusstsein dahinter ? Wenn etwas nicht existiert, kann es auch nicht hervorgebracht worden sein, aber da um uns herum unendlich viel existiert, muss es hervorgebracht worden sein, und zwar von einer Intelligenz bzw. einem Bewusstsein – ob wir sie nun kennen oder nicht. Da das NICHTS nur eine imaginäre Bezeichnung bzw. Größe für etwas ist, was ein Subjekt (Mensch) um sich herum als materialisierte Existenz (Objekt) noch nicht wahrnehmen kann, bleibt das ALLES für die Vereinnahmung des NICHTS immer offen. Mit anderen Worten ist das NICHTS ein Bestandteil des ALLEM und die Verneinung der Existenz Gottes eigentlich deren Anerkennung …

Im Fazit haben also Menschen, die die von mir erlebten Verhaltensweisen zeigen, eigentlich Angst davor, dass ihre gegenwärtige unvollkommene Vorstellung von allem Sein (dem ALLEM) nicht der Wahrheit entspricht, und so schlagen sie Andere vor den Kopf, damit sie es nur nicht wagen, ihren eigenen (Un-) Wahrheiten zum Einsturz zu bringen. Sie haben Angst, ohne sich zumeist dessen bewusst zu sein, und lästern Gott – doch wer Gott lästert, hat in Wirklichkeit Sehnsucht nach ihm.